Gasthaus „Goldene Gans“ links, Brauerei Riedel rechts, 1932
Das Ältere der zwei Gebäude war ein landwirtschaftliches Anwesen mit Weinschenke, Scheune, Pferde- und Schweineställen. Es wurde erstmals 1633 urkundlich mit einem Gastwirt Egidus Göbel und mit der Lieferung des kirchlichen Messweines an die Pfarrei Vierzehnheiligen erwähnt.
Im Jahr 1697 wurden eine Backstube und eine Weinstube eingerichtet, was die Jahreszahl mit einem Brötchenabdruck am Türsturz und eine Handskizze aussagen. Damit erfolgte die Gründung der Gastwirtschaft „Zur Goldenen Gans“.
1846 wurde in einem Gemeindeprotokoll der Brauer Franz Briegel erwähnt, der wegen einer besseren Einrichtung, das Gebäude renovieren und umbauen wollte und damit einen Gemeindeplatz, einen Versammlungsort, schaffen wollte.
Nach häufigem Besitzerwechsel mit dem neuen Namen „Gasthaus an der Oberen Straße“ erwarb am 28. Mai 1888 der Bierbrauer Johann Michael Riedel das Gasthaus. Er vergrößerte den Saal. Der Bierbrauer war auch Inhaber der gegenüberliegenden Brauerei und „Gaststätte Riedel“ und des Gasthauses „Zum Grünen Baum“, das die aus den Weinbergen heimgehenden und einkehrenden Arbeiter Gasthaus „Zum letzten Hieb“ nannten.
1896 baute Riedel in der „Goldenen Gans“ eine moderne Toilette, im ersten Stock den Tanzsaal als Gesellschaftsraum mit Saalschenke und im Parterre eine Weinstube mit Gassenschenke ein.
Hier fanden rauschende Feste der Würzburger Studenten bis zum Ersten Weltkrieg statt. Sie reisten mit dem Schiff auf dem Main an. Auch Holzversteigerungen und Bürgerversammlungen fanden in diesem kulturellen Dorf-Mittelpunkt statt. In den folgenden Jahren wurden die Räume des Gasthauses als Wohnungen an verschiedene Bürger vermietet.
Nach dem plötzlichen Tod von Johann Riedel – er starb 1918 beim Queren der Straße zwischen seiner Brauerei und den zwei Gasthäusern – verkaufte seine Witwe 1921 das Gasthaus „Zur Goldenen Gans“ an Leo Gehret, der drei Jahre zuvor das Gasthaus „Zur Karlsburg“ gekauft hatte. Mit der Vergrößerung des Tanzsaals 1924 in seinem ersten Gasthaus „Zur Karlsburg“ besiegelte er das Schicksal der „Goldenen Gans“ und verpachtete das Gebäude an die Zigarrenfabrik Knecht aus der Pfalz. Hier wurden noch bis 1933 Zigarren hergestellt und Tabakblätter im Gebäude getrocknet.
1932 beantragte Frieda Lutz einen Neuanfang der Gastwirtschaft „Zur Goldenen Gans“, was die Gemeinde ablehnte. 1933 verkaufte Leo Gehret das Gebäude an einen Revierforstwart. Dessen Nachkommen leben noch heute im Haus.